Landesklasse Nord (18.ST): SV 90 Pinnow - Einheit Grünow 1:1

Wenig Fußball - viel Randale
von Rick Neßler

Was für ein Derby, das nahezu alles an Unsportlichkeiten parat hielt! Ob sich die Einheit aus Grünow und der Gastgeber aus Pinnow in der Landesklasse-Partie wirklich zum Fußballspielen verabredeten, fragt man sich noch heute. Grünow reiste zwar als Aufsteiger und mit der 1:2 Heimniederlage aus der Hinrunde im Gepäck ins Nachbardorf an, dank einiger Personalverstärkungen und einer zuletzt guten Form kamen sie aber wohl als leichter Favorit. Das Spiel endete gerechtermaßen 1:1, beinhaltete eine Spielunterbrechung, drei Platzverweise, mehrere Rudelbildungen und sonst allerlei Unsportlichkeiten, die auf oder in direkter Umgebung eines Fußballplatzes nichts zu suchen haben.
Der Gast agierte nur mit einer Spitze und hielt sich in den Anfangsminuten zurück. So gingen die ersten zehn Minuten an den SV 90 Pinnow, hatten mit Neßler (1.) und Konitzer (3.) zwei Mini-Chancen. In der 12.Spielminute foulte Schmock (SV90) Rohde unnötig und Schiedsrichter Stender zeigte auf den Elfmeterpunkt. Fechner trat an und behielt die Nerven – 0:1.
Nur zwei Minuten darauf beleidigte der Grünower Grambauer seinen Gegenspieler u.a. mit dem Wort „Affe“ und flog daraufhin mit glatt Rot vom Platz. Fortan durften sich die rund 140 Zuschauer zurecht fragen, warum sie zwei Euro Eintritt für ein „Fußballspiel“ bezahlt haben. Der technisch stärkere Gast stellte folgerichtig seine Offensivbemühungen gänzlich ein, die Anhänger sorgten durch ihr krawallerzeugendes Verhalten für deutlich mehr „Unterhaltung“. Die Gastgeber machten zwar das Spiel, eine Vielzahl an fatalen Abspiel – und Annahmenfehlern verhinderten jedoch eine Dominanz und die dadurch entstehenden Torchancen. Bock traf nach einem Freistoß aus spitzem Winkel nur den Pfosten (18.). Während die Gäste immer wieder sporadisch und konterartig vor das gegnerische Tor kamen, schaffte es Pinnow selten für ernsthafte Gefahr zu sorgen. Nagel scheiterte mit einem 16-Meter Schuss (36.) an Tormann Frischmuth. Kurz vor dem Pausenpfiff hätte Kascha das 1:1 erzielen müssen, nachdem Grünow fahrlässig im eigenen Strafraum den Ball nochmals abspielte, aber dem Pinnower Stürmer gelang an diesem Tag nicht viel.
Der zweite Durchgang begann so, wie es sich die Platzherren in der Halbzeitpause vorgenommen hatten – mit dem frühen Ausgleich. Nach einem Konitzer-Freistoß kam kein Gegenspieler an den Ball und Kapitän Bock schürte für sein Team wieder Hoffnung (1:1, 49.). Kurz darauf übersah Stender ein deutliches Handspiel von Konitzer im Strafraum – Glück für den SV90 und weiterer Zündstoff für den Gast.
Zunehmend wurde jede Aktion, in der zwei Spieler Körperkontakt hatten, diskutiert, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis die nächste Szene eskalierte. Um dies zu verhindern, gönnte Stender den Spielern eine fünfminütige Verschnaufpause, nachdem im Grünower Fanblock und in Nähe des Linienrichters ein Knallkörper explodierte.
Durch Meißners Einwechslung kam bei den Platzherren die Torgefahr zurück. Sein Schuss aus zwölf Metern verfehlte das Gehäuse von Frischmuth nur knapp (80.). Auch Gäbler probierte sich aus zwanzig Metern, jedoch fehlte ihm ebenfalls Fortune (84.). Die größte Möglichkeit erarbeitete sich Meißner, als Frischmuth zuerst parieren konnte im Kopfball-Nachschuss des Angreifers aber bereits geschlagen war. Zu allem Unmut drehte sich das Spielgerät um Haaresbreite am Pfosten vorbei ins Toraus (86.). Das Spiel stand nun auf einmal wieder auf Messers Schneide, Kubik parierte M.Manteufels Weitschuss bärenstark (90+4). Und nochmals Meißner rannte Sekunden vor dem Abpfiff aufs Gehäuse zu, konnte Frischmuth aber wieder nicht bezwingen.
Der aufmerksame Leser wird noch zwei Platzverweise vermissen. Bei einen der zahlreichen Rudelbildungen am Spielfeldrand auf Höhe der Böllerexplosion stellte sich Schmock schützend vor den Ordner der Heimmannschaft, der sich unter „all diesen Chaoten“ gehörig fiel Gefallen lassen musste, mit seiner unentschuldbaren Beleidigung an  M.Manteufel verlor er aber die Fassung. Als nicht nachvollziehbar stellte sich hingegen die „Ampelkarte“ für den Schmock dar. Beim Stand von 1:1 und einer Spielstärke von Zehn gegen Zehn wurde die (nach)denkwürdige Partie abgepfiffen. Vorbei war sie damit aber noch nicht. Auf den Weg in die Kabine trat ein Grünower Spieler dem Schiedsrichter in den Hintern. Daraufhin wurde Przelozny mit der roten Karte bestraft – jedoch zu unrecht, da nicht er der Täter war, sondern ein Teamkollege. Dass das Schiedsrichtergespann noch lang nach dem Spiel vor den aufbrausenden Gästen beschützt werden musste und im Kabinengang mehrere Androhungen selbst vom Grünower Trainerstab kamen, fällt bei all den Vorkommnissen schon gar nicht mehr ins Gewicht. Dass letztlich Przeloznys rote Karte zurückgezogen wurde ist vollkommen richtig. Dass der wahre, bekannte, Respektlose straffrei aus der Sache herausgeht muss man den Überzeugungskünsten der Einheit überlassen.
Es ist eine Frechheit, dass Spieler, die sich jahrelang untereinander kennen, auf dem Fußballplatz nicht nur Tätlichkeiten begehen, sondern auch verbal mit anderen Sachen drohen. Ebenso ist es mehr als fragwürdig, warum gegen die Grünower Fans, die sich schon mehrfach daneben benommen haben und es an Respekt und Menschenverstand vermissen ließen, nicht rigoros vorgegangen wird. In einer Partie mit vielen Verlierern konnten zumindest die beiden Torhüter Kubik und Frischmuth positiv auf sich aufmerksam machen.

SV 90 spielte mit: Kubik, Konitzer, Schmock, Singert, Wilke (Meißner), Nagel, Neßler, Werner, Gäbler, Kascha (Hermann)

Einheit spielte mit: Frischmuth, Barrach, Fechner, Hoffmeister, Schmidt, Rohde (Behrendt), F.Manteufel, M.Manteufel, Appetz (Schadow), Przelozny, Grambauer