Sechs Punkte in sechs Stunden!
Von Martin, 16.11.2024

Am Sonnabend sollte es endlich mal wieder so weit sein. Den Freunden und dem Fußball in Pinnow einen Besuch abstatten, nachdem ich zur 100-Jahre-Feier im Sommer leider, leider, leider passen musste. Als Reisemittel wurde dieses Mal das Auto gewählt. Die Zuverlässigkeit der Bahn, na ja…
 




E
twas inspiriert von einer mehr oder minder beiläufigen Erwähnung in einer Sprachnachricht von Kevin sollte der erste Anlaufpunkt des Tages Vietmannsdorf sein, wo die B-Jugend der Spielgemeinschaft Pinnow / Kerkow 10:00 Uhr zum Auswärtsspiel geladen war. 06:30 Uhr den Motor gezündet, erreichte ich 09:50 Uhr die örtliche Kirche und war drei Minuten vor Anpfiff auf dem Bolzplatz. Punktlandung…ich war erleichtert und zufrieden…und es sollte sich lohnen… 

Anpfiff bei windigen 7 Grad auf einem schwierig zu bespielenden Rasen. Trotzdem wurde sich von beiden Mannschaften nichts geschenkt. Nach einer starken Parade des Heimtorwarts klingelte es beim nächsten Versuch nach einer Viertelstunde doch. 0:1! Sauber! Der Rest der ersten Halbzeit plätscherte dann so dahin. 

In der zweiten Halbzeit dann eine sehr und zwar positiv verändert aufspielende Gastmannschaft. Aus einer sicher und konsequent auftretenden Verteidigung heraus wurden im Mittelfeld und Sturm schöne Ballstafetten kreiert, die schließlich in zwei wunderbar herausgespielten und vollstreckten Toren mündeten. Nur euer Torwart konnte einem bei der Kälte fast leidtun. Seine Ballkontakte in der zweiten Halbzeit konnte ich an einer Hand abzählen…aber, das spricht ja auch dafür, wie souverän das in den zweiten vierzig Minuten ablief und dass der verdiente Auswärtssieg nie in Gefahr geriet. Eben jene zweite vierzig Minuten durfte ich mit dem Nachwuchsleiter Sören Kalz vom Kerkower SC über Fußball, insbesondere die unterschiedliche Ausrichtung von Vereinen im Kreis, fachsimpeln. Ein sehr guter Typ mit Herz und Sachverstand, mit dem ich auch gleich auf einer Wellenlänge lag! Viele Grüße und herzlichen Dank auch für den mich ehrenden Kommentar auf der „Facebook“-Seite vom Kerkower SC!!! 


"Danke, dass ich nach dem Abpfiff mit in eure Kabine und sogar mit auf das Siegerbild durfte!!! Wirklich eine große Freude! Ich habe auch diesen Augenblick sehr genossen und das Bild bekommt einen Ehrenplatz in meiner Fußballgalerie! 

Und weil es mir ein Bedürfnis ist und weil ich am Sonnabend nicht „reinquatschen“ wollte (Kabinenansprachen gehören in meiner Fußballgedankenwelt dem Trainer), von mir noch ein paar Worte an euch:

Jungs, Glückwunsch zum verdienten Auswärtssieg!
Auch wenn ihr euch in der ersten Halbzeit etwas das Spiel des technisch und körperlich nicht so wie ihr aufgestellten Gegners habt aufdrängen lassen und in einigen Situationen gedanklich noch nicht so munter wart, habt ihr es in der zweiten Halbzeit umso besser gemacht! Ihr hattet mit Wiederanpfiff die Köpfe oben! Allein das erzeugt eine ganz andere Körpersprache! Und nebenbei sieht man dadurch auch seine Mitspieler! Und ab da lief es richtig gut.

Ihr habt das auf dem Rasen gezeigt, was ihr nicht nur im Namen tragt, sondern was den Fußball ausmacht und ihn erfolgreich werden lässt. Die Gemeinschaft. Ihr habt miteinander gespielt. Kluge Pässe zum besser positionierten Mitspieler. Und ihr habt füreinander gekämpft. Kein Ball wurde verloren gegeben. Und, was mir besonders gefallen hat: Ihr habt miteinander gesprochen, euch angefeuert und bei einer misslungenen Aktion Mut gemacht. Das Ergebnis hat sich dann eingestellt. Tore. Tore, die mehr als sehenswert waren und ohne Ausnahme der gesamten Mannschaft gehören!

Wenn ihr mit dieser Einstellung in der zweiten Halbzeit in das Spiel nächste Woche Sonnabend gegen den Tabellenführer geht, bin ich mir sicher, dass ihr da was holen werdet! Ich denke an euch!

Bleibt so, wie ihr seid! Denkt daran, dass ihr nur als Gemeinschaft funktioniert und gewinnen könnt! Trainiert fleißig unter eurem spitzenmäßigen Trainer und seid diszipliniert und pünktlich. All das sind Tugenden, die jeder Einzelne erfüllen muss, damit das Große und Ganze, nämlich die Mannschaft wächst und Erfolg hat. Dankt auch euren Eltern, die euch wie am Sonnabend zu Spielen begleiten und hinter euch stehen. Das ist ob der teils großen Entfernungen auch eine große Leistung!

Bis bald!"

In der Gewissheit, dass da im „Gewächshaus“ was Gutes gedeiht, wovon in wenigen Jahren auch die Männermannschaften profitieren werden, habe ich dann nach Pinnow umgesetzt. 60 Kilometer, eine Stunde. Für mich nicht weiter tragisch, aber wenn ich bedenke, was (Nachwuchs)Fußball auf Kreisebene logistisch auch bedeuten kann, kann ich nur den Hut ziehen… 

Kleine Anekdote von der Fahrt. Da bin ich doch an einem Örtchen namens „Afrika“ vorbeigefahren. War ich beim ersten Besuch bei euch noch begeistert, dass ein Ausflug zu euch wie „Eurooobaabogaaal“ ist, greife ich jetzt ein Fach im Regal höher. Es ist wie „Weltpokal“… 


 





In Pinnow auf dem Sportplatz angekommen, durfte ich gleich der von Trainer „Bocke“ geleiteten Aufwärmung beiwohnen. Akribisch, wohl durchdacht, umfassend, ernsthaft und auch mit klaren Ansagen. Der Gegner trudelte dann auch irgendwann aus der Kabine und ging mit einem gewissen nicht zu übersehenden „Spaßfaktor“ an dieselbige. Ich habe mir in dem Augenblick meinen Teil gedacht… 

Der Zuschauerbesuch war an dem Tag, wohl aufgrund des Wetters etwas übersichtlich. Nicht schlimm, ist halt so. Bemerkenswert fand ich, dass sich, wohl aufgrund der Absage des eigenen Spiels, eine Abordnung des Tabellenführers aus Lunow / Oderberg zum „Kiebitzen“ eingefunden hatte. Die Jungs nahmen mir an dem Tag die Aufgabe ab, für Getränkeumsatz zu sorgen, was mir aufgrund der Autofahrerei verwehrt blieb. Und zwar ziemlich fleißig. Bis Spielende herrschte zunehmend ausgelassene Stimmung und es fanden regelrechte Pendelläufe zur Bar statt, um Bier, vor allem aber Glühwein mit verschiedenen „Schüssen“, ranzubefördern. 

Nachdem sich das Schiedsrichtergespann von der Ordnungsmäßigkeit des Platzes und des Spielgerätes überzeugt hatte, ging es los. Pinnow bekanntlich aufgrund von vier Langzeitverletzten und zwei Sperren doch arg dezimiert, so dass mir etwas bange war. 

Schon in der ersten Halbzeit wurde sich nichts geschenkt. Ein durchaus ansehnliches Spiel, was Lübbenow versuchte zu beherrschen. Pinnow hielt nicht nur einfach mit Wille und Kampf dagegen. Nein. Die besseren Torchancen hatte die Heimmannschaft.  


Nach der Pause ging es dann richtig los! Patrick Höfert kurz nach Wiederanpfiff mit dem verdienten 1:0! Jubel brandete auf und es wurde direkt nachgelegt! Moritz Apelt mit einem sehenswerten Freistoß, vielleicht unter gütiger Mithilfe des Torwarts, aber den Ball musst Du erstmal so auf die Kiste bringen, zum 2:0! Da hat sich einer meine Worte von vor drei Jahren scheinbar richtig zu Herzen genommen und sich prächtig entwickelt. Weiter so! 

Dann die strittigste Situation des Spiels. Lübbenow greift an und läuft ins Abseits. Auch wenn ich nicht auf Ballhöhe stand und zugegebenermaßen leicht parteiisch bin, erkenne ich das doch daran, dass es selbst die Lübbenower Spieler gemerkt haben schienen und zurück in Richtung Mitte zu traben begannen. Nur der Linienrichter und der Schiedsrichter sahen das anders und ließen das Spiel weiterlaufen. Der Ball kommt kurze Augenblicke später wieder in den Strafraum, der Stürmer lässt sich nach hinten in den Abwehrspieler, der wohlbemerkt beide Arme oben hatte, fallen und beide kippen um. Der Schiedsrichter entscheidet trotzdem auf Strafstoß. Stoßfluchen gen Himmel! Der Elfer wird versenkt und nun stand zu befürchten, dass das Spiel doch noch kippt? 

Nichts da! Reiner Kubik tankt sich wenige Minuten später über die linke Seite im Stile eines zu allem entschlossenen säbelschwingenden Ritters durch, zieht mit umso feinerer Klinge ab und drin war das Ding! 3:1! Das Tor des Tages! Und das in seinem 400. Spiel für Pinnow! Der Fußball schreibt immer wieder die schönsten Geschichten! Selbst der Torwart war ob dieses Kabinettstückchens, bei dem ihm auch eine ob seiner speziellen Reaktion auf den Ball besondere Rolle zuteil wurde, so angetan, dass er für eine kleine Ewigkeit auf dem Boden liegend seinen Kopf in seine Handschuhe vergrub… 

Der Rest des Spiels ist schnell erzählt. Lübbenow wollte, konnte aber nicht oder Pinnow war gedankenschnell immer einen Schritt schneller. Zunehmender Frust, auch untermalt durch entsprechende Wortbeiträge, machte sich unter des Gegners Spielerschar breit, der in ein paar Nickligkeiten und unschönen Fouls gipfelte.  

Dann pfiff der Schiedsrichter endlich ab und die Spieler und Betreuer lagen sich verdientermaßen in den Armen. Männer, das war eine mehr als reife Leistung!!! Spielerisch, kämpferisch, taktisch!!! Es war eine große Freude!!! 

Mit einem gewissen stillen Genuss konnte ich den Unmut einiger Spieler von Lübbenow ob der Niederlage und der eigenen Spielweise beim Ausklopfen ihrer Schuhe vernehmen. Tja, gegen die Einstellung, den Kampfesmut und den Gemeinschaftsgeist von Pinnow muss man erstmal das richtige Kraut wachsen lassen…vielleicht schon bei der Erwärmung… 

Dann durfte ich auch noch in die Mannschaftskabine, empfangen mit den Worten, dass ich ja schließlich zur Familie gehöre!!! Mehr Ehre geht nicht!!! Danke auch dafür!!! 

Bei blendender Laune, auch ob des Spieles und des Sieges, wurde noch ein Weilchen bei ein paar verdienten Flaschengetränken mehr oder minder über Fußball gefachsimpelt, vor allem aber gelacht und gefrotzelt. Trainer „Bocke“ wusste auch in dieser Situation mit Wortwitz und Führungsstärke zu überzeugen. Als dann SEIN Lied durch die Box dröhnte, war das der Schokostreusel auf der Kirsche auf dem Sahnehäubchen der Torte dieses gelungenen Fußballtages! 

Sechs Punkte in sechs Stunden. Ich habe eine Weile grübeln müssen, wann ich das zum letzten Mal erleben und genießen durfte. Es ist 14 lange Jahre her gewesen, als Dynamos III. und Dynamos I. an einem Tag gespielt haben…insofern habt ihr, der SV 90 Pinnow, eine neue Brücke in meinem Fußballherzen gebaut…und mit Brücken haben wir es ja hier in Dresden bekanntlich… 

Mit einem großen Gefühl der Verbundenheit und Zufriedenheit habe ich mich dann auf den Heimweg gemacht. Den kleinen Wermutstropfen der Wehmut, ja, den habe ich damit weggelächelt, weil ich weiß, dass ich bald mal wieder auftauchen werde… 

…und bis dahin und überhaupt sind und bleiben wir immer „Im Herzen vereint“!!! 

Sportliche Grüße aus Elbflorenz nach Pinnow!!!