Am Sonnabend sollte es endlich mal wieder so weit sein. Den Freunden
und dem Fußball in Pinnow einen Besuch abstatten, nachdem ich zur
100-Jahre-Feier im Sommer leider, leider, leider passen musste.
Als Reisemittel wurde dieses Mal das Auto gewählt. Die
Zuverlässigkeit der Bahn, na ja…
Etwas
inspiriert von einer mehr oder minder beiläufigen Erwähnung in einer
Sprachnachricht von Kevin sollte der erste Anlaufpunkt des Tages
Vietmannsdorf sein, wo die B-Jugend der Spielgemeinschaft Pinnow /
Kerkow 10:00 Uhr zum Auswärtsspiel geladen war. 06:30 Uhr den Motor
gezündet, erreichte ich 09:50 Uhr die örtliche Kirche und war drei
Minuten
vor Anpfiff auf dem Bolzplatz. Punktlandung…ich war erleichtert und
zufrieden…und es sollte sich lohnen…
Anpfiff bei windigen 7 Grad auf einem schwierig zu bespielenden
Rasen. Trotzdem wurde sich von beiden Mannschaften nichts geschenkt.
Nach einer starken Parade des Heimtorwarts klingelte es beim
nächsten Versuch nach einer Viertelstunde doch. 0:1! Sauber! Der
Rest der ersten Halbzeit plätscherte dann so dahin.
In der zweiten Halbzeit dann eine sehr und zwar positiv verändert
aufspielende Gastmannschaft.
Aus einer sicher und konsequent auftretenden Verteidigung heraus
wurden im Mittelfeld und Sturm schöne Ballstafetten kreiert, die
schließlich in zwei wunderbar herausgespielten und vollstreckten
Toren mündeten. Nur euer Torwart konnte einem bei der Kälte fast
leidtun. Seine Ballkontakte in der zweiten Halbzeit konnte ich an
einer Hand abzählen…aber, das spricht ja auch dafür, wie souverän
das in den zweiten vierzig Minuten ablief und dass der verdiente
Auswärtssieg nie in Gefahr geriet. Eben jene zweite vierzig Minuten
durfte ich mit dem Nachwuchsleiter Sören Kalz vom Kerkower SC über
Fußball, insbesondere die unterschiedliche Ausrichtung von Vereinen
im Kreis, fachsimpeln. Ein sehr guter Typ mit Herz und Sachverstand,
mit dem ich auch gleich auf einer Wellenlänge lag! Viele Grüße und
herzlichen Dank auch für den mich ehrenden Kommentar auf der
„Facebook“-Seite vom Kerkower SC!!!
"Danke, dass ich nach dem Abpfiff mit in eure Kabine und
sogar mit auf das Siegerbild durfte!!! Wirklich eine große Freude!
Ich habe auch diesen Augenblick sehr genossen und das Bild bekommt
einen Ehrenplatz in meiner Fußballgalerie!
Und weil es mir ein Bedürfnis ist und weil ich am Sonnabend nicht
„reinquatschen“ wollte (Kabinenansprachen gehören in meiner
Fußballgedankenwelt dem Trainer), von mir noch ein paar Worte an
euch:
Jungs, Glückwunsch zum verdienten Auswärtssieg!
Auch wenn ihr euch in der ersten Halbzeit etwas das Spiel des
technisch und körperlich nicht so wie ihr aufgestellten Gegners habt
aufdrängen lassen und in einigen Situationen gedanklich noch nicht
so munter wart, habt ihr es in der zweiten Halbzeit umso besser
gemacht! Ihr hattet mit Wiederanpfiff die Köpfe oben! Allein das
erzeugt eine ganz andere Körpersprache! Und nebenbei sieht man
dadurch auch seine Mitspieler! Und ab da lief es richtig gut.
Ihr habt das auf dem Rasen gezeigt, was ihr nicht nur
im Namen tragt, sondern was den Fußball ausmacht und ihn erfolgreich
werden lässt. Die Gemeinschaft. Ihr habt miteinander gespielt. Kluge
Pässe zum besser positionierten Mitspieler. Und ihr habt füreinander
gekämpft. Kein Ball wurde verloren gegeben. Und, was mir besonders
gefallen hat: Ihr habt miteinander gesprochen, euch angefeuert und
bei einer misslungenen Aktion Mut gemacht. Das Ergebnis hat sich
dann eingestellt. Tore. Tore, die mehr als sehenswert waren und ohne
Ausnahme der gesamten Mannschaft gehören!
Wenn ihr mit dieser
Einstellung in der zweiten Halbzeit in das Spiel nächste Woche
Sonnabend gegen den Tabellenführer geht, bin ich mir sicher, dass
ihr da was holen werdet! Ich denke an euch!
Bleibt so, wie
ihr seid! Denkt daran, dass ihr nur als Gemeinschaft funktioniert
und gewinnen könnt! Trainiert fleißig unter eurem spitzenmäßigen
Trainer und seid diszipliniert und pünktlich. All das sind Tugenden,
die jeder Einzelne erfüllen muss, damit das Große und Ganze, nämlich
die Mannschaft wächst und Erfolg hat. Dankt auch euren Eltern, die
euch wie am Sonnabend zu Spielen begleiten und hinter euch stehen.
Das ist ob der teils großen Entfernungen auch eine große Leistung!
Bis bald!"
In der Gewissheit, dass da im „Gewächshaus“ was Gutes gedeiht, wovon
in wenigen Jahren auch die Männermannschaften profitieren werden,
habe ich dann nach Pinnow umgesetzt. 60 Kilometer, eine Stunde. Für
mich nicht weiter tragisch, aber wenn ich bedenke, was
(Nachwuchs)Fußball auf Kreisebene logistisch auch bedeuten kann,
kann ich nur den Hut ziehen…
Kleine Anekdote von der Fahrt. Da bin ich doch an einem Örtchen
namens „Afrika“ vorbeigefahren. War ich beim ersten Besuch bei euch
noch begeistert, dass ein Ausflug zu euch wie „Eurooobaabogaaal“
ist, greife ich jetzt ein Fach im Regal höher. Es ist wie
„Weltpokal“…
In Pinnow auf dem Sportplatz angekommen, durfte ich gleich der von
Trainer „Bocke“ geleiteten Aufwärmung beiwohnen. Akribisch, wohl
durchdacht, umfassend, ernsthaft und auch mit klaren Ansagen. Der
Gegner trudelte dann auch irgendwann aus der Kabine und ging mit
einem gewissen nicht zu übersehenden „Spaßfaktor“ an dieselbige. Ich
habe mir in dem Augenblick meinen Teil gedacht…
Der
Zuschauerbesuch war an dem Tag, wohl aufgrund des Wetters etwas
übersichtlich. Nicht schlimm, ist halt so. Bemerkenswert fand ich,
dass sich, wohl aufgrund der Absage des eigenen Spiels, eine
Abordnung des Tabellenführers aus Lunow / Oderberg zum „Kiebitzen“
eingefunden hatte. Die Jungs nahmen mir an dem Tag die Aufgabe ab,
für Getränkeumsatz zu sorgen, was mir aufgrund der Autofahrerei
verwehrt blieb. Und zwar ziemlich fleißig. Bis Spielende herrschte
zunehmend ausgelassene Stimmung und es fanden regelrechte
Pendelläufe zur Bar statt, um Bier, vor allem aber Glühwein mit
verschiedenen „Schüssen“, ranzubefördern.
Nachdem sich das Schiedsrichtergespann von der Ordnungsmäßigkeit des
Platzes und des Spielgerätes überzeugt hatte, ging es los. Pinnow
bekanntlich aufgrund von vier Langzeitverletzten und zwei Sperren
doch arg dezimiert, so dass mir etwas bange war.
Schon in der ersten Halbzeit wurde sich nichts geschenkt. Ein
durchaus ansehnliches Spiel, was Lübbenow versuchte zu beherrschen.
Pinnow hielt nicht nur einfach mit Wille und Kampf dagegen. Nein.
Die besseren Torchancen hatte die Heimmannschaft.
Nach der Pause ging es dann richtig los! Patrick Höfert kurz
nach Wiederanpfiff mit
dem verdienten 1:0! Jubel brandete auf und es wurde direkt
nachgelegt! Moritz Apelt mit einem sehenswerten Freistoß, vielleicht
unter gütiger Mithilfe des Torwarts, aber den Ball musst Du erstmal
so auf die Kiste bringen, zum 2:0! Da hat sich einer meine Worte von
vor drei Jahren scheinbar richtig zu Herzen genommen und sich
prächtig entwickelt. Weiter so!
Dann die strittigste Situation des Spiels. Lübbenow greift an und
läuft ins Abseits. Auch wenn ich nicht auf Ballhöhe stand und
zugegebenermaßen leicht parteiisch bin, erkenne ich das doch daran,
dass es selbst die Lübbenower Spieler gemerkt haben schienen und
zurück in Richtung Mitte zu traben begannen. Nur der Linienrichter
und der Schiedsrichter sahen das anders und ließen das Spiel
weiterlaufen. Der Ball kommt kurze Augenblicke später wieder in den
Strafraum, der Stürmer lässt sich nach hinten in den Abwehrspieler,
der wohlbemerkt beide Arme oben hatte, fallen und beide kippen um.
Der Schiedsrichter entscheidet trotzdem auf Strafstoß. Stoßfluchen
gen Himmel! Der Elfer wird versenkt und nun stand zu befürchten,
dass das Spiel doch noch kippt?
Nichts da! Reiner Kubik tankt sich wenige Minuten später über die
linke Seite im Stile eines zu allem entschlossenen säbelschwingenden
Ritters durch, zieht mit umso feinerer Klinge ab und drin war das
Ding! 3:1! Das Tor des Tages! Und das in seinem 400. Spiel für
Pinnow! Der Fußball schreibt immer wieder die schönsten Geschichten!
Selbst der Torwart war ob dieses Kabinettstückchens, bei dem ihm
auch eine ob seiner speziellen Reaktion auf den Ball besondere Rolle
zuteil wurde, so angetan, dass er für eine kleine Ewigkeit auf dem
Boden liegend seinen Kopf in seine Handschuhe vergrub…
Der
Rest des Spiels ist schnell erzählt. Lübbenow wollte, konnte aber
nicht oder Pinnow war gedankenschnell immer einen Schritt schneller.
Zunehmender Frust, auch untermalt durch entsprechende Wortbeiträge,
machte sich unter des Gegners Spielerschar breit, der in ein paar
Nickligkeiten und unschönen Fouls gipfelte.
Dann pfiff der Schiedsrichter endlich ab und die Spieler und
Betreuer lagen sich verdientermaßen in den Armen. Männer, das war
eine mehr als reife Leistung!!! Spielerisch, kämpferisch,
taktisch!!! Es war eine große Freude!!!
Mit einem gewissen stillen Genuss konnte ich den Unmut einiger
Spieler von Lübbenow ob der Niederlage und der eigenen Spielweise
beim Ausklopfen ihrer Schuhe vernehmen. Tja, gegen die Einstellung,
den Kampfesmut und den Gemeinschaftsgeist von Pinnow muss man
erstmal das richtige Kraut wachsen lassen…vielleicht schon bei der
Erwärmung…
Dann durfte ich auch noch in die Mannschaftskabine, empfangen mit
den Worten, dass ich ja schließlich zur Familie gehöre!!! Mehr Ehre
geht nicht!!! Danke auch dafür!!!
Bei blendender Laune, auch ob des Spieles und des Sieges, wurde noch
ein Weilchen bei ein paar verdienten Flaschengetränken mehr oder
minder über Fußball gefachsimpelt, vor allem aber gelacht und
gefrotzelt. Trainer „Bocke“ wusste auch in dieser Situation mit
Wortwitz und Führungsstärke zu überzeugen. Als dann SEIN Lied durch
die Box dröhnte, war das der Schokostreusel auf der Kirsche auf dem
Sahnehäubchen der Torte dieses gelungenen Fußballtages!
Sechs Punkte in sechs Stunden. Ich habe eine Weile grübeln müssen,
wann ich das zum letzten Mal erleben und genießen durfte. Es ist 14
lange Jahre her gewesen, als Dynamos III. und Dynamos I. an einem
Tag gespielt haben…insofern habt ihr, der SV 90 Pinnow, eine neue
Brücke in meinem Fußballherzen gebaut…und mit Brücken haben wir es
ja hier in Dresden bekanntlich…
Mit einem großen Gefühl der Verbundenheit und Zufriedenheit habe ich
mich dann auf den Heimweg gemacht. Den kleinen Wermutstropfen der
Wehmut, ja, den habe ich damit weggelächelt, weil ich weiß, dass ich
bald mal wieder auftauchen werde…
…und bis dahin und überhaupt sind und bleiben wir immer „Im Herzen
vereint“!!!
Sportliche Grüße aus Elbflorenz nach Pinnow!!!