26.Spieltag, Landesklasse Nord: Stahl Finow - SV 90 Pinnow 0:0 (0:0)
Von
Rick Neßler

Feldspieler im Tor und Platzverweis

Nach spannenden und aufregenden 90 Minuten trennen sich die Mannen von Stahl Finow mit 0:0 gegen den SV 90 Pinnow. Während die Gäste als Absteiger bereits feststehen, rangierte Finow zwei Plätze über den Abstiegsrängen, darf sich bei nun noch vier ausstehenden Spieltagen und fünf Punkten Vorsprung auf Platz 11 aber noch nicht sicher sein.

Der SV 90 will sich nach fünf Jahren Landesklasse ordentlich aus der Liga verabschieden und brachte trotz anhaltender Personalprobleme den nötigen Ehrgeiz mit auf dem Platz. Und dort staunten die knapp 15 mitgereisten Fans nicht schlecht, denn Tobias Schmock (eigentlich im Mittelfeld) und der beste Torschütze des Teams Marcel Meißner tauschten die Positionen. Trainer Uwe Höfert wollte so offensiver agieren, schließlich besiegte Pinnow das Team vom Wasserturm im Hinspiel mit 7:0 und feierte zum einen den höchsten Saisonsieg und blieb zum anderen das einzige Mal ohne Gegentor.

Anders als in den Vorwochen fing sich der SV 90 kein frühes Gegentor. Zwar schaffte man es selber nur sporadisch zu durchdachten Angriffen, doch ließ den Platzherren trotz deren übermäßigen Ballbesitzes nur selten gefährlich vor das Tor kommen. Meist wurden die Angriffe durch Torjäger Michel Jahn abgeschlossen, der in seinem erst zweiten Saisonspiel einen agilen Eindruck hinterließ. Mit den Pinnower Eigengewächsen Kevin Wilke, Tom Schwertner und Max Bartz, sowie dem Neuzugang Andreas Fengler aus Kerkow hatte Jahn in der Pinnower Defensive aber schweres Spiel, denn bissig verfolgten sie jeden Ball und eroberten oftmals schon verloren gegangene Bälle. Nach 13 Minuten besaß Jahn nach einem Konter die Torchance, doch wurde zu weit nach Außen abgedrängt und traf letztlich nur das Außennetz . Während Meißner sich auf der Gegenseite mit zwei Abschlüssen aus der Distanz mutig, aber nicht treffsicher präsentierte, wurde der Pinnower Torwart Reiner Kubik ein ums andere Mal hart im Fünfmeterraum angegangen. Zu wenig schützte Schiedsrichter Dominik Kolm die Gesundheit des Keepers und verwarnte keinen Angreifer mit einer gelben Karte. Beim dritten Zusammenprall in der 27.Minute musste Kubik schließlich verletzt ausgewechselt werden. Für ihn rückte Marcus Teschner, Stürmer seines Zeichens, ins Tor und Matt Hacker sollte den Part neben Schmock im Sturm ausfüllen. Gegen den wuchtigen Michel Spitzer in der Finower Abwehr sahen die beiden Pinnower Stürmer jedoch in den Luftduellen keinen Stich. Die Lösung sie flach anzuspielen konnte auf Grund mangelnder spielerischer Fähigkeiten jedoch selten umgesetzt werden. So versuchte das Pinnower Mittelfeld, allen voran Kapitän Patrick Höfert, die Bälle über die Abwehr zu schippen, doch nur selten kam solch ein Ball durch. Etwa zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff konnten zwei Akteure des Platzherren auf Teschner zulaufen und alles sah wie ein sicheres Tor aus, doch Fengler rauschte mit voller Entschlossenheit herbei und klärte in höchster Not zur Ecke (37.).

Nach dem Seitenwechsel wurde es turbulent. Zunächst konnte sich Gästespieler Rick Neßler, nach Zusammenspiel mit Hacker, auf der rechten Seite bis zur Grundlinie durchsetzen, doch seine Hereingabe war für Schwertner vor dem Tor nicht verwertbar (49.). Danach wurde Schmock diesmal gut in die Spitze geschickt und eine fußballtypische Situation entstand. Sowohl Stürmer, als auch Torwart rennen im gleichen Abstand zum Ball. Beide gehen dabei ein hohes Risiko. Der quirlige Schmock war hierbei den berühmten Tick früher am Ball und konnte ihn sich am Torwart vorbeilegen, doch nicht mehr ins verwaiste Tor schießen. Denn Keeper Enrico Jürgens prallte mit Schmock in vollem Tempo zusammen und beging am Strafraumeck ein hartes Foul. Das Regelwerk lässt in solchen Situationen dem Schiedsrichter einen gewissen Ermessungsspielraum. Dieser muss bei seiner Kartenwahl beurteilen, ob dem Angreifer eine klare Torchance genommen wurde oder nicht. In Anbetracht des leeren Tores, welches der technisch versierte Schmock aus 18 Metern hätte treffen müssen, warf die gelbe Karte für Jürgens so einige Fragezeichen auf. Der SV 90 hatte nun seine besten Minuten in der Partie, nach einem Konter zog Höfert aus 22 Metern ab, doch sein Flachschuss ging knapp am Tor vorbei (53.).  Fortan folgte je eine Hundertprozentige auf beiden Seiten. Zunächst schaufelte sich Jahn nach einer Ecke empor und drückte den Ball lehrbuchhaft mit dem Kopf Richtung Tor, doch da reagierte Bartz gedankenschnell und rettete ala Bonfim Dante auf der Linie (61.). Auf der Gegenseite waren nach Höferts Freistoß wohl alle überrascht, dass Meißner den als Schuss gedachten Ball im Strafraum ohne Gegenspieler annehmen und sich zum Tor drehen konnte. Sein Versuch aus sieben Metern wäre wohl im Tor gelandet, wenn er nur den Ball getroffen hätte (69.). Die nächste Großchance besaß wieder Pinnow, als Schmock den schnellen Christoph Nagel in die Tiefe schicken konnte. Etwas zu weit nach links abgedrängt, doch weiterhin im eins-zu-eins gegen Jürgens schoss Nagel viel mehr den Torwart an, als an ihm vorbei (73.). Die anschließende Ecke konnte Jürgens, wie ohnehin 90% der schlecht getretenen Eckbälle, leicht abfangen und den Konter einleiten. Bei diesem rannten vier Pinnower und drei Finower auf einer Linie Richtung Teschners Tor, der Ballführende wurde vom gelb-vorbelasteten Wilke gehalten und seine Mitspieler befürchteten seine Gelb-Rote Karte. Doch Schiedsrichter Kolm interpretierte die Szene wieder eigen und bestrafte einen der fairsten Abwehrspieler der Liga mit glatt Rot (76.). Nun musste der bereits abgestiegene Underdog auswärts mit einem Mann weniger, mit einem Feldspieler im Tor, mit Krämpfen (Schwertner) und ohne Kondition (Neßler, Hacker) gegen den Landesliga-Absteiger die Null halten, der noch jeden Punkt für den sicheren Klassenerhalt benötigt. Dies gelang mit vereinten Kräften und einen in der Luft sicheren und mitspielenden „Torwart“ Teschner. Den Lucky Punsch setzte beinahe Höfert nach einem Schmock-Freistoß, doch sein Kopfball ging knapp am Tor vorbei, dabei hätte er ihn nach eigener Aussage „doch rein machen müssen“ (84.).

SV 90 spielte mit: Kubik (32. Hacker), Bartz, Wilke, Schwertner (80. Mustafic), Fengler, Höfert, Meißner, Nagel, Neßler, Schmock, Teschner